An meine Jugendzeit erinnere ich manchmal gerne zurück. Zum Beispiel an das Lied von John Barnett „Vater des Lichts“, das wir in unseren Jugendgottesdiensten rauf und runter gesungen haben. Im Mittelpunkt der zweiten Liedstrophe heißt es: „Vater des Lichts, du änderst dich nicht, bleibst immer derselbe.“ Gott ist kein Fähnchen im Wind, der morgen seine Meinung ändert, oder ein komplett anderes Gesicht zeigt. Im Jakobusbrief 1, 17 wird genau das zum Ausdruck gebracht.
Jakobus schreibt an Schwestern und Brüder im Glauben, die mancherlei Gegenwind ausgesetzt sind [Jak 1,2]. Jakobus will die Gemeinde ermutigen und ihnen in Aussicht stellen, dass es sich lohnt die Herausforderung des Lebens durchzustehen. Wer durchhält, der wird geduldiger werden und wird sich zu jeder Zeit im Glauben nach Gott ausstrecken und ihn – den Vater des Lichts – um Hilfe bitten [Jak 1,3]. Gott will dir Weisheit schenken, wenn du nicht mehr weiterweißt, also frag ihn ruhig. Er stellt dich nicht bloß und sagt: „Seht mal, der Typ hat sich im Leben schon wieder verrannt.“ Ganz im Gegenteil [Jak 1, 5]. Doch die nachfolgende Passage macht mich stutzig. Wird da etwa gesagt, dass nur diejenigen eine Portion Weisheit bekommen, die auch fest damit rechnen, dass Gott ihnen helfen wird, aber diejenigen, die voller Zweifel sind, ob Gott sie hört, denen steht Gott nicht zur Seite? [Jak 1,6]. In ausgeschmückten Worten wird der Zweifel beschrieben. Er gleiche einer Meereswoge, die vom Wind getrieben wird. Ein Zweifler soll nicht erwarten, dass Gott sein Gebet um Weisheit erhört. [Jak 5,7-8].
Wie unfair – denke ich – und muss tiefer nach der Bedeutung dieses Verses graben. Ich schaue mir das Wort „zweifeln“ näher an und merke, dass es nicht um ein gelegentliches Zweifeln geht, sondern um ein Gespalten-sein, dass sich durch die Gesamthaltung des Menschen gegenüber Gott ausdrückt. Paulus kritisiert eine zweifelnde Grundhaltung gegenüber Gott offensichtlich auch in Röm 14, 23. Schnell merke ich, dass dies auch eine ganz schön komplizierte Verschachtelung von Argumenten ist. Die Quintessenz zeigt aber, dass zweifeln an Gott bedeutet, dass man ihm nicht traut, oder gar misstraut, vielleicht sogar Hilfe bei anderen Göttern sucht. Die hellenistisch geprägten Gemeinden kennen das geistliche Angebot der Antike. Jakobus will seine Gemeindefreunde daran erinnern, dass Gott als Adresse des Glaubens vollkommen ausreicht. Wer Gott um Hilfe bittet, dann aber in den nächsten Tempel geht und anderen Göttern ebenso um Rat und Segen bittet, der vertraut nicht wirklich auf Gottes Zusagen. Er gleicht einer unbeständigen Meereswoge. In diesem Konkreten Fall soll der Zweifelnde, wegen seiner misstrauischen Grundhaltung, nicht erwarten, dass Gott helfend eingreift. Es ist aber nicht so, dass die Gemeinde Gottes nicht etwa dazu aufgefordert wird, dem zweifelnden beizustehen. Es wäre ein Trugschluss, würde man schlussfolgern, wenn Gott das Gebet der zweifelnden ablehnt, dann könnten auch wir als Gemeinde solche Menschen einfach ignorieren. Im Gegenteil, im Judesbrief wird die Gemeinde Gottes mit flehen dazu ermutigt, sich zweifelnden Menschen zuzuwenden und ihnen die richtige Stabilität zu geben, nach der sie auch suchen [Jud 23,21].
Zurück zum Jakobusbrief: Ich denke, was Jakobus zum Ausdruck bringen möchte ist, dass Gott seine Tür für uns jederzeit offenhält. Wir dürfen eintreten und Gott um Rat bitten. Seine Zusage der Gnade durch Jesus Christus bleibt bestehen. Auch wenn wir manches Mal, wie ein Fähnchen im Wind hin und her wedeln, ändert das nichts daran, dass der Vater des Lichts uns liebt und uns einlädt ihm zu vertrauen. Gott bleibt derselbe, heute, morgen und an jedem Tag deines Lebens [Jak 1, 17]. Auf seine Zusage des Evangeliums, kannst du dich verlassen.
Pastor Christian Spiertz